Anlässlich der Demo gegen die Tesla-Erweiterung am 10. März 2024 in Grünheide durften wir ein Grußwort der Wächter*innen des Arneo-Waldes verlesen, die in Apulien ebenfalls einen Kampf für Umweltschutz, gegen Profitinteressen und für den Erhalt bestehender Wälder führen.
„Liebe Freund*innen,
wir unterstützen euch in eurem Kampf gegen die Tesla-Erweiterung, weil wir einen sehr ähnlichen Kampf führen. Wir versuchen, einen der letzten jahrhundertealten Wälder Süditaliens zu retten, der von den Interessen des Autokonzerns Porsche bedroht ist. Porsche gehört die Teststrecke von Nardò in Apulien seit 2012.
Wir wohnen in einem Gebiet, in dem seit jeher Wasserknappheit herrscht, in dem in den letzten Jahren Millionen von Olivenbäumen durch den Befall mit einem Bakterium, das sie zum Absterben bringt, verloren gegangen sind, in einer Region, die wie der Rest der Erde unter dem Klimawandel leidet und inzwischen ernsthaft als von Wüstenbildung bedroht gilt. Warum diese absolut vermeidbare Zerstörung noch verstärken?
Unser letzter Wald ist gar nicht so klein: Er umfasst etwa 500 Hektar Grünfläche auf dem Gelände des Porsche-Testzentrums und ist seit 1995 ein Schutzgebiet des europäischen Netzes Natura 2000. Es ist ein Wald, der inzwischen autonom lebt: Er braucht kein Wasser, produziert Sauerstoff, nimmt CO2 auf, bietet Tieren Lebensraum und beherbergt über 400 verschiedene Pflanzenarten. Dank europäischer Auflagen war Porsche verpflichtet, das Waldgebiet intakt zu halten. Nun aber will Porsche mehr als die Hälfte des Waldes abholzen, um Platz für neue Teststrecken und Gebäude zu schaffen. Doch die europäischen Auflagen sind die gleichen geblieben. Warum fühlt sich Porsche jetzt frei, eine solche Umweltzerstörung zu begehen? Wie kann es sein, dass ein so bedeutendes und weltbekanntes Unternehmen in seiner Unternehmenspolitik und seinen Entwicklungsprojekten den Schutz von Grünflächen nicht berücksichtigt, der heute mehr denn je für das Überleben der menschlichen Spezies auf dem Planeten unabdingbar und notwendig ist? Das ist inakzeptabel!
Porsche weigert sich hartnäckig, auf die Anwohner*innen zu hören, die seit Monaten darauf drängen, den Wald und die darin lebenden Tiere nicht anzutasten. Wir erwarten eine Antwort als Umweltschützer*innen, Aktivist*innen und Bürger*innen unserer gemeinsamen Heimat, der Erde. Unser und ihr Recht auf Leben darf nicht durch private Interessen in Frage gestellt werden!
Wir bedanken uns daher für die Möglichkeit, unsere Stimme bis nach Grünheide zu tragen und uns in euren Chor einzustimmen und hoffen, dass sich die Vernunft durchsetzt und Porsche und Tesla diese abscheulichen Pläne überdenken. Wir werden alles tun, um diesen Wald zu retten, der historisches Gedächtnis unseres Territoriums ist und noch immer eine uralte Beziehung zwischen Mensch und Natur symbolisiert. Wir kämpfen schon seit Monaten dafür und haben nicht die Absicht, aufzuhören.
Im Juni werden wir bei der Porsche-Hauptversammlung in Stuttgart sein, um den Bäumen, Pflanzen und Tieren eine Stimme zu geben, die in der heutigen Welt keine Stimme und kein Recht zu sprechen haben. Porsche demonstriert seine ganze kapitalistische Arroganz. Der Konzern setzt sich über grundlegende Verpflichtungen zur Partizipation hinweg. Er versucht den Menschen vorzugaukeln, dass ein Lebensraum zerstört und ein anderer als Ersatz geschaffen werden kann. Er täuscht die Menschen mit Ausgleichsmaßnahmen von zweifelhaftem öffentlichem Wert.
Wir brauchen keine fiktive Aufforstung, wir haben und wollen den Arneo-Wald!
Wir sagen zu Porsche: Stopp, zur EU: Stoppt sie und zu uns allen: Lasst sie uns stoppen!„