Wir halten Umweltzerstörung für die zentrale Frage des 21. Jahrhunderts. Der wissenschaftliche Kenntnisstand ist eindeutig: Das Artensterben, die Bodenerosion, der Klimawandel, die Verschmutzung der Luft und der Meere, die Vergiftung von Trinkwasser überschreiten Kipppunkte. Der Klimawandel, befeuert durch fossile Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas), ist aktuell der gravierendste Faktor. Seine Folgen sind Hitze, Trockenheit, Stürme, Brände und Überschwemmungen, die ganze Landstriche unbewohnbar machen. Die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen schrumpfen, der Meeresspiegel steigt und wird große Gebiete und Metropolen überfluten. Es droht zwar nicht der Weltuntergang oder das Aussterben der ganzen Menschheit, aber die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen und vielen anderen Lebewesen.
Wir verstehen diese Umweltzerstörung als soziale Frage, als Klassenfrage. Denn weder sind alle Menschen gleichermaßen an der Umweltzerstörung beteiligt, noch leiden alle gleichermaßen an den Folgen. Über die Frage, was, wo und wie produziert wird, entscheiden nicht alle gemeinsam, sondern es entscheiden, getrieben von der Konkurrenz, diejenigen, denen das Kapital, also Maschinen, Gebäude, Land und Rohstoffe gehören. Was den Konsum betrifft, ist der ökologische Fußabdruck von Reichen gewaltig, derjenige von Mittelschichten, einschließlich von Segmenten der Lohnabhängigen im globalen Norden zu groß, jener von Armen in aller Welt hingegen minimal – aber vor allem ihnen werden die Lebensgrundlagen entzogen.
Auch wenn das Gegenteil derzeit in jedem Parteiprogramm steht: Umwelt- und Klimaschutz sind mit dem Kapitalismus unvereinbar. Denn die konkurrenzgetriebene Profitmaximierung bedeutet stofflich, dass immer mehr Fläche, Rohstoffe und Energie verbraucht werden, eine wachsende Menge an Müll zurückbleibt und Luft, Wasser und Erde zerstört werden. Deshalb bewirkt Umweltpolitik so wenig. Es ist Aufgabe jedes Staates, die Profitmaximierung seines nationalen Kapitals in der Weltmarktkonkurrenz zu sichern. Deshalb erwägt kein Staat ernsthaft Maßnahmen umzusetzen, die geeignet wären, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Auch alle Versprechen einer sozial-ökologischen Transformation oder eines Green New Deal sind illusionär, weil sie auf weiteres Wachstum setzen, nur eben mit „grünen“ Technologien.
Aus ökologischen Gründen muss der globale Gesamtverbrauch an Rohstoffen, Energie und Flächen schrumpfen. Gleichzeitig haben Milliarden von Menschen in aller Welt einen enormen Nachholbedarf: Die Versorgung mit Nahrung, Trinkwasser, Energie, Wohnraum, medizinischer Versorgung und Bildung muss in vielen Regionen erheblich verbessert werden. Die Slums etwa in der nigerianischen Millionenstadt Lagos durch menschenwürdige Häuser zu ersetzen, wird viele Ressourcen kosten, ist aber unabdingbar. Diese beiden Anforderungen miteinander zu vereinbaren, ist unter kapitalistischen Bedingungen unmöglich, weil es eines weltweiten demokratischen Prozesses des Abwägens und Aushandelns bedarf, der nicht blind über den Markt vermittelt funktionieren kann. Jede menschliche Gesellschaft greift in die Umwelt ein. Es kann also nur darum gehen, den Stoffwechselprozess zwischen Mensch und Natur rational und so zu gestalten, dass die Biosphäre nicht zerstört wird.
In einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus würden manche Bedürfnisse der heutigen Konsumgesellschaft verschwinden, andere mit umweltfreundlicheren Gütern und Dienstleistungen befriedigt. Materiell sorgenfrei in Ruhe und Muße zu leben, ein abwechslungsreiches Leben zu führen, in dem viele Fähigkeiten und Interessen sich entfalten können, und befriedigende liebevolle Beziehungen zu pflegen, wären die Ziele einer solchen Gesellschaft.